Zeig mir Natur

„Ferienhaus ist nicht gleich Ferienhaus!“ sagt Nathalie Bodarwé, Mitgründerin von BODARWE Architektur, und zeigt uns begeistert die feinen Facetten des naturnahen Bed & Breakfast, die sich von der ersten Skizze bis zum letzten Schliff spinnen. Das Materialkonzept des belgischen Büros komplettierten erdiger Backstein, eine PREFA Hülle im grauen Knitterlook und die natürliche Umgebung, die sich auf den Bau nachhaltig auswirkte.

Portrait von den Geschwistern Nathalie und Marc Bodarwé von BODARWE Architektur vor einer weiß verputzten Wand.
Plan mit Querschnitten des Hauses von der West- und Südansicht.

Wie ein kompakter, fein strukturierter Felsen fügt sich das Bed & Breakfast Level600 in die Hügellandschaft im belgischen Dorf Hünningen bei Büllingen ein, keine zehn Autominuten von der deutschen Grenze entfernt. Es ist ein besonderer Fleck Erde, auf dem das junge Team rund um die Architekten Nathalie und Marc Bodarwé ein maßgeschneidertes Gebäude schuf, das die Bauherren für sich und andere nutzen können. Das Ehepaar lädt Gäste ein, auf 600 Metern über dem Meeresspiegel, einer der höchsten Erhebungen des Landes, die Vorzüge des Naturschutzgebiets Hohes Venn zwischen Ardennen und Eifelhochland über Wanderungen und weitere Freizeitaktivitäten für sich zu erkunden.

Vier komfortable Zimmer und eine Panorama Lounge, in welcher die Gastgeber überraschende Spezialitäten mit lokalen Zutaten auftischen, machen die kleine Bleibe zu einem Ort der Erholung und Entschleunigung. „Den Bauherren war es wichtig, dass sich die Ferienunterkunft auf natürliche Weise in die Landschaft integriert. Sie durfte nicht zu wuchtig sein, sollte in den Ort buchstäblich hineinwachsen ohne ihn zu stören und ein Gefühl von Privatsphäre schaffen. Wir haben bei diesem Projekt das Bauvolumen und die Baumaterialien äußerst sorgfältig gewählt und moderne Technologien wie Photovoltaik und Solarthermie herangezogen, die einen Großteil der Energie liefern“, erläutert Architektin Bodarwé.

Das Team antwortete auf die Ideen der Auftraggeber, indem es einen Teil des unteren Geschosses in das nach Süden abfallende Gelände baute und so das Volumen durch die Einfügung in den Hang gut kaschierte. Eine zurückhaltende Designsprache ist entstanden, die maßgeblich von der Dach- und Fassadenhülle von PREFA beeinflusst sei und Ruhe und Eleganz in den langgezogenen Bau bringe, so Bodarwé. Mit seiner grauen Giebelseite zeigt sich das Haus nach Westen zur Straße hin geschlossen, nach Süden und Osten zur Gartenseite hin öffnet es sich großzügig mit bodentiefen Fenstern in den privaten Wohnräumen, den Schlafzimmern und im Speiseraum. Die Panoramaverglasung bietet Gästen einen weitreichenden Blick auf das Warchetal und den Obst- und Kräutergarten der Besitzer, der einen Teil der Zutaten für die Mahlzeiten liefert, die das Paar für sie in ihrer Küche zubereitet.

BODARWE Architektur versteht es, einen modernen, wertigen Materialmix mit einem hohen Anspruch an haptische Qualität zu schaffen ohne dabei budgetäre Rahmen unnötig auszudehnen. Als eine Alternative zum regional vorkommenden Bruchstein verwendeten sie erdfarbenen Backstein für ausgewählte Abschnitte, die teilweise innen wie außen sichtbar sind und im Interieur intimere Bereiche wie Bad, Stiegenhaus und Küche umfassen. Vor eine tragende Sichtbetonstruktur setzten sie eine vorgehängte hinterlüftete Fassade aus FX.12 Paneelen von PREFA, die sich im Dach fortführen und so den Eindruck einer Faltung über den Baukörper erzeugen. „Die intelligente Faltung und einfache Verarbeitung des Materials verstehen wir als eine Anspielung auf das Gebäudekonzept. Besonders gut gefällt uns das Spiel von Licht und Schatten aufgrund des markanten Designs der Paneele“, erzählt die Architektin.

Inspiration für ihre Berufung fand Nathalie Bodarwé immer wieder im Ausland. Nach ihrem Architekturstudium in Lüttich zog es die deutschsprachige Belgierin zunächst nach Maastricht, dann in die Schweiz, um bei Dietmar Eberle zu lernen. Mit einem Master in Advanced Studies in Housing von der ETH Zürich kehrte sie nach Ostbelgien zurück, um sich gemeinsam mit Marc Bodarwé, ihrem Bruder und Mitgründer des Büros, eigenen Aufträgen zu widmen: von charakterstarken Privathäusern über Umbauten bis hin zu öffentlichen Projekten in der Region. BODARWE Architektur hat seine neuen Büroräumlichkeiten in Amel in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgien erst kürzlich bezogen, um hier mit Leidenschaft wirken zu können.

Bed & Breakfast - Details

Land:

Belgien

Objekt, Ort:

Ferienunterkunft, Hünningen bei Büllingen

Kategorie:

Neubau

Architektur:

BODARWE Architektur sprl

Verarbeiter:

KREINS Patrick PGMBH

Material:

FX.12

Farbe:

P.10 Hellgrau

Weitere Infos:

Text & Interview: Anneliese Heinisch
Portrait & Plan: © BODARWE Architektur sprl
Fotos: © JOST Jessica / BODARWE Architektur sprl